Doppelkopf – Interview von 1998

Ende August ist die erste EP namens „Vom Mond“ von der Hamburger Formation „Doppelkopf starring Bubbles“ erschienen. Die drei Gruppenmitglieder Falk (23), Teaz (22) und Bubbles (22) erzählten uns von ihren Anfängen und ihrer EP, die nur auf Vinyl in einer Stückzahl von 1000 erhältlich sein wird und auf dem neuen Hamburger Rap -Label Hongkong veröffentlicht wird. Hier nun das Interview:

Wer gehört zu Doppelkopf?
Falk: Doppelkopf sind Teaz, Bubbles und ich. Eigentlich sind mit dem Bandnamen Doppelkopf Teaz und ich gemeint und Bubbles ist eben in dem „starring Bubbles“ drangehängt worden. Ich schreibe die Texte, die Musik machen wir zusammen. Bubbles bringt viele Samples mit, Teaz ist der DJ. Unsere EP haben wir bei mir zu Hause vorprogrammiert und dann sind wir zu Container gegangen und haben die Musik mit Boris, Hans und Mario abgemischt.

 

Was wird denn von euch zu hören sein?
Falk: Ende August kommt die EP „Vom Mond“, Doppelkopf starring Bubbles. Da sind ein Intro und drei Tracks drauf und von unserem Aufhänger „Rap vom Mond“ noch eine Instrumentalversion und ein Remix von Cullmann und Dougie. Außerdem hat Mardie von den Absoluten Beginnern bei einem Stück mitgerappt.
Unsere LP erscheint dann im Januar auch bei Hongkong. Da wird Martin Hess bei einem Track Gitarre spielen, Boris Ganja hat auch einen Track vorproduziert. Insgesamt kommen wohl 12 bis 14 Tracks aufs Album und noch so ein bißchen Schnickschnack dazwischen… wahrscheinlich… mal sehen … zum Fürchten.

 

Was habt ihr musikalisch vor Doppelkopf gemacht?
Falk: Teaz und ich sind seit immer Nachbarn, haben früher angefangen, ich weiß gar nicht mehr genau, wann das war, so 88, 89, gab es unsere Band, den Namen hab ich auch vergessen! Dann haben wir uns irgendwann noch mit anderen Leuten zusammengeschlossen, dann gab es die Gruppe „Sixpack“ eine Zeit lang, aber das hat sich nach und nach auch aufgesplittet. Brian und ich haben als „Falk & Brian“ weitergemacht. Da ist aber auch nie irgendwas erschienen, Bubbles hat dann auch schon mitgemacht. Seitdem haben wir uns überlegt, daß wir eigentlich ganz gern weitermachen würden, Musik zu machen. Doppelkopf starring Bubbles existiert seit etwa 1 ½ Jahren.Teaz: Ich hab durch Mad von den AB`s angefangen, hab dann mit Falk Musik gemacht, bevor die Reimbanditen mich als DJ angeworben haben. Danach war Doppelkopf dran.
Bubbles: Ja, ich hatte mit meinem jetzigen Studiokollegen Crille, wir machen zusammen das Slow&Low Studio, die ersten Sampleerfahrungen. Wir haben die „Two Bionic Idiots“ und danach „Plastics“ gegründet. Sonst hab ich noch mit Mad und Puschen ein Soundsystem gemacht. Wir haben im Soulkitchen und auch sonst diverse andere Partys organisiert.

 

Wie würdet ihr eure Musik beschreiben?
Falk: Ein dickes Konzept steht nicht dahinter, das ist einfach alles gewachsen. Die Musik ist sehr düster gehalten. Wahrscheinlich ist das nicht die Musik zu der man groß absteppt.
Textlich dreht sich das meist um verschieden Geschichten, wie z.B. „Rap vom Mond“. Das ist eine Geschichte, in der ich zum Mond fahre und verschiedene Sachen erlebe. Und solche Texte sind dann auch auf dem Album in größerer Zahl vorhanden. Ansonsten gibt es Battle-Reime und Halbwahrheiten, wie auf dem Track mit Mardie, so halb philosophiert, abstrakt gesprochen, eher dunkel, Traumtanz-Voodoo-Shit.

 

Was haltet ihr von der Hamburger Hip Hop-Szene?
Falk: Eigentlich haben wir gar nicht so viel mitbekommen in letzter Zeit. Von den Gruppen, die sich im Moment durchsetzen, sind ja auf jeden Fall viele Hamburger Acts dabei, die gerade am Wachsen sind. Ansonsten habe ich nicht soviel mitbekommen. Clubmäßig war ich nicht so viel unterwegs, Bubbles eigentlich schon, ach nee, eigentlich auch nicht und Teaz sowieso nicht.

 

Was haltet ihr von der Qualität der deutschen Hip Hop- Szene insgesamt?
Falk: Es wird immer besser, aber es kann noch viel, viel besser werden. Auf jeden Fall muß es das. Und es muß auch das ganze Image geändert werden. Dieses 12-16 jährige Ding ist nichts auf Dauer. Das sollten sich viele Leute zu Herzen nehmen, die inzwischen auch älter geworden sind.
Man sollte darauf achten, daß dieses dreckige Ding nicht verloren geht, was den ganzen „spirit“ ausmacht. Auch wenn es uns hier gar nicht so dreckig geht wie vielleicht den Leuten, die sich das ursprünglich mal ausgedacht haben, trotzdem ist es das, was am Hip Hop faszinierend ist. Das droht leider verloren zu gehen bei der Art von Musik, die sich gerade in den Charts durchsetzt. Das finde ich schade, weil das ganze Rap-Bild nicht richtig getroffen wird. Im Moment gibt es grade diese angeschwappte Welle, die man auch ausnutzen kann.

 

Was ist denn das auch von eurem Label Hongkong propagierte „neue“ an eurem Projekt?
Falk: Ich kann es nicht beschreiben, es ist einfach aus uns rausgekommen und man muß es sich anhören. Ich weiß es wirklich nicht.
Teaz: Wahrscheinlich ist es neu, weil wir uns wenig an anderen deutschen Gruppen orientiert haben, vor allem Falk textlich. Es ist was eigenes. Daß es was neues ist, sagen die anderen Leute, aber es ist was eigenes. Bei anderen Bands klingt die Musik häufig ähnlich, es ist immer irgendwie das Gleiche.

 

Was habt ihr denn für unsere Musik verwendet?
Bubbles: Alles was samplebar ist, was man verändern kann, was ein gewisses Musikgefühl hervorruft. Musik, bei der man sich hinsetzt und man hört diese Streicher und dann geht man einfach ab und kriegt eine Gänsehaut und man sagt sich: Das ist der Brenner!
Ansonsten viele Soundtracksachen, viele orchestrale Geschichten. Wir wollen unsere Musik anders machen. Wir haben eigentlich keine Lust, einen Sample einmal klar anzuspielen und darüber einen Beat zu setzen, sondern wir wollen ihn verändern, umdrehen, zerschneiden und verschiedene Varianten daraus machen, ohne daß es eine so straighte Sache ist. Wir spielen die Sachen dann z.B. einfach viel langsamer ab, um einen anderen Soundeffekt zu kriegen.

 

Hast Du da musikalischen Vorbilder?
Bubbles: Ja, High-Tech, immer noch. Kool Keith, halt den düsteren Kram, langsam. Redman. Sonst ist mein Hobby, Samples zu finden. Ich geh jedesmal ab, wenn ich was finde, was jemand mal benutzt hat. Das ist mein Hobby!

 

Ihr redet häufig von „Tapiren“! Was hat es denn damit auf sich?
Falk: Ja, das ist gut fünf, sechs Jahre her, da ist Crille am Bahnhof Ohlsdorf von einem Tapir überfallen worden, der aus der Alster kam. Crille ist dann anschließend spontan ins Alstertal gerannt, wo wir alle saßen und hat uns das erzählt. Und seitdem sind wir alle Tapire. Für immer.

 

Wie seid ihr zu eurem Label Hongkong gekommen?
Falk: Bubbles hat Mario Cullmann getroffen, kennengelernt. Mario hat unser Tape mit zwei Songs gehört, wahrscheinlich sogar nur einen Song, nämlich „feat. Bubbles“, der auf dem Album erscheinen wird, das ist ein Krimi. Er fand das geil und da Hongkong wohl schon länger in Planung war, sind wir jetzt dort gelandet.

 

Wie sieht es bei euch mit einem Majordeal aus?
Falk: Gegen ein Major ist nichts einzuwenden, solange sie uns in Ruhe lassen was kreatives Schaffen angeht.

 

Wie sieht es mit einem Video aus?
Falk: Ich hätte auf jeden Fall Bock auf ein Video, alle haben Bock auf ein Video. Ich glaube auch, daß ein Video auf Dauer sein muß. Es muß sogar ein Video sein, das über Wordcup hinaus gezeigt wird. Wie man daran kommt, steht noch in den Sternen.

 

Hat ein Video nicht großen Einfluß auf den Erfolg eines Liedes?
Falk: Auf jeden Fall. Es wird wahrscheinlich inzwischen auch viel mehr Fernsehen geguckt als Radio gehört. Insofern nehmen die Sender wie VIVA und MTV immer mehr Einfluß auf die Plattenverkäufe und das wird sich wohl noch steigern. Man muß wohl das Glück haben und mit seinem Video den Zeitgeist treffen. Wenn man das Video richtig macht und es zur richtigen Zeit an der richtigen Stelle gespielt wird und genug gepusht wird, dann hat wohl jeder es schon sooft gesehen, daß man gar nicht mehr an den Lied vorbeikommt. Ich weiß zwar nicht, wieviele Leute sich das Lied dann letztlich kaufen oder das Video im Fernsehen gucken, aber eigentlich kann es sich nur positiv auf die Verkaufszahlen auswirken. Ob es sich so positiv auswirkt, daß die Kohle für´s Video wieder komplett reinkommt, weiß man natürlich nicht.

 

Noch ein Schlußwort?
Falk: Die Platte ist auf jeden Fall „Straight Rap“, alles auf melancholisch-düsterer „Traumtanz-Comic-Rap“- Ebene. Word up!

 

Interview wurde von Mc Flummi geführt und erschien auch in der Backspin. Danke.