Total Chaos – Interview aus dem Jahre 2000

Die sympatischen beiden Österreicher Manuva und DJ-DBH von Total Chaos, saßen uns im Tourbus der Blumentöpfe gegenüber und plauderten über ihre neue EP ‚Die Zwei’…

Wir sitzen hier mit Total Chaos im Bus, stellt euch doch erstmal vor.
Manuva: Also, WIR sind Total Chaos, ich bin Manuva…
Dj DBH: …und ich bin Dj DBH.

 

Für alle die euren Werdegang nicht mitverfolgt haben könnt ihr vielleicht nochmal erzählen wie das alles anfing. Ich glaube beim Austrian-Flovour-Sampler ging es los…
Manuva: Ich habe mit englisch rappen angefangen, ich weiß auch gar nicht mehr wie alt ich damals war, zumindest sind wir Tür an Tür aufgewachsen, kennen uns schon ewig als Nachbarn. Als wir so 14 oder 15 waren hat er sich Plattenspieler zugelegt … halt der typische Fall. Wann dann die Band entstanden ist können wir selber auch gar nicht mehr sagen. Es war ein fließender Übergang. Es war nie der Entschluss da jetzt sind wir Total Chaos, jetzt sind wir eine Band. Aber das erste Mal wo etwas veröffentlicht wurde, ist der Austrian-Flavour-Sampler, der 1992 herauskam. Dann haben wir mal eine EP aufgenommen, eine LP gemacht, die leider Gottes auf Grund unseres Lables in Deutschland versandet ist. Inzwischen sind wir nach München gezogen um jetzt die Chance am Schopf zu greifen um in Deutschland auch aufzudrehen.

 

Da ihr ja jetzt in München wohnt, seit Ihr jetzt mit Blumentopf auf Tour, habt schon Tracks mit denen gemacht. Wird es noch andere Zusammenarbeiten mit anderen Münchner Gruppen geben?
Manuva: Klar, geplant ist viel. Aber wir haben eins gelernt: Niemehr zu sagen wann von uns Platten, wie rauskommen und mit wem. Die Hälfte davon kommt eh nie zustande, weil es immer Probleme gibt. Wir wachsen jetzt auch immer mehr in die Münchener Szene hinein, lernen dabei viele Leute kennen, haben ein Studio mit Blumentopf gegründet und die Leute wachsen auch in München zusammen. Das Studio ist ungefähr fünf Minuten von Main Concept´s Studio entfernt und solche Anlaufstellen braucht man München. Und dann ergeben sich die Sachen von ganz alleine, da braucht man gar nicht viel planen.

 

Was geht denn noch so in Österreich ab? Im Radio, auf Jams, in den Clubs, wo sind da die Zentren?
Manuva: Man kann nur empfehlen, man kann nicht sagen da geht was. Wir haben selber Leute die uns am Herzen liegen, weil wir sie für richtig gut halten: z.B. Texta, die man ganz einfach hören sollte, auch ein bischen zuhören nicht gleich abschalten frei nach dem Motto: ‚aha, Österreich versteh kein Wort‘. Dann gibt es noch die Waxolutionists, ein DJ-Team aus Wien von denen man einhundertprozentig noch soo viel hören wird. Die sind jung und haben echt noch einiges vor.

 

Du hast ja auch einen Track mit denen gemacht…
Manuva: Ja, geplant war die Waxolutionists LP, wo DBH auch Beats beigesteuert hat so eine Art DJ-Collabo. Und dann habe ich einen Song mit Bionic-Kid gemacht. Daraus ist dann die Single zur Platte geworden; die anderen Lieder sind einfach mehr so Scratch-Lieder, Turntable-technische Sachen. Und das war einer der wenigen, richtigen Songs die auf der Platte sind, lag es nah daraus die Single zu Platte zu machen. Die heisst übrigens ‚Nachtschattengewächs‘.

 

Zu ‚Nachtschattengewächs‘ gibt es ja auch ein Video. Wird es von euch auch nochmal ein Video geben?
Manuva: Das war einer der Fehler, das wir nie eins gemacht haben. Bei uns ist es immer so: Wenn wir was machen dann ordentlich, T-Shirts, dann ordentlich. Das Problem dabei ist, man zögert das Ganze immer weiter hinaus. Auch ein Video, nicht auf Low-Budget, sondern ordentlich. Die Leute brauchen nämlich ein Video. Die kennen die Gruppen doch von Wordcup, von Fett MTV auch wenn die Videos nur 200 Mark Produktionskosten haben. Und das fehlt uns jetzt halt, auch aufgrund von Frustration der letzten Platte ist keins entstanden. Aber ich bin mir sicher das noch eins kommen wird. Das muß ganz einfach!

 

Das Deichkind-Video hat glaube ich nur 50 Mark gekostet…
Manuva: und jeder kennt es…
Dj DBH: das ist ja auch extrem oft gelaufen. Das hat denen bestimmt weitergeholfen.

 

Was hier jetzt auch gerade in ist, ist Schweizer Rap, a-la Mundart. Du rappst ja ziemlich hochdeutsch und gut verständlich. Machst du das wegen Deutschland Orientierung?
Manuva: Ich finde es sind viele Sachen dabei, die Mundart sind, die die Leute nicht verstehen, aber ich habe schon immer hochdeutsch gerappt. Das wird mir hin und wieder in Österreich vorgehalten, das es ganz einfach zu deutsch klingt. Inzwischen wohne ich zwei Jahre in München… und man passt sich irgendwie auch an. In Österreich heisst es denn immer Manuva der Preusse (lacht).

 

Auf Eurem letzten Album habt ihr mit I.L.L. Will zusammengearbeitet. Wird der auch in Zukunft etwas für euch produzieren?
Manuva: Ja, gerade jetzt steht ein Remix von ‚Die Zwei‘ für die Deck8-Compilation an. Willi ist auf jeden Fall ein Garant für schöne Sachen. Er macht übrigens auch gerade seine eigene Produzenten-EP mit Dendemann, R.A.G., Nico Suave, Samy Deluxe und mir. Er sucht sich seine Lieblingsrapper aus… und Gott sei dank, bin ich dabei.

 

Zu den Texten, du machst ja nicht nur Battlerap. Auf der LP waren ja auch sehr persönliche Texte. Soll das so bleiben und wie siehst Du die Entwicklung in HipHop?
Manuva: Das Problem an einer EP ist, das da nur 5 Stücke drauf sind. Man kann gar nicht so eine Vielfalt wie bei einer LP erreichen. ‚Die Zwei‘ ist mehr ein Represent-Text, ‚Körpersprache‘ ist eigentlich auch mehr Wortspielerei, ‚Offener Brief‘ ist doch sehr persönlich, richtig nach vorne geht´s denn mit ‚Bermuda-Dreieck‘. Und das war es denn eh schon… Einmal hat einer gesagt: Manuva serious Storytelling. Wegen ‚oft wunder ich mich‘ und ‚offerer Brief‘ und so… aber auch sowas plane ich nicht. Ich kann nicht ständig Texte wie ‚oft wunder ich mich‘ schreiben. Auch Sachen wie ‚Offener Brief‘ kann ich nicht erfinden oder besser gesagt ich will es nicht. Auf einer LP wird auf jeden Fall mehr drauf sein.
Dj DBH: Ich glaube es ist immer sehr wichtig, das man das gut mischt. Und was uns eingentlich am wichtigsten ist, das das Lied in sich stimmig ist und eine gute Atmosphäre erzeugt. Und ob das nun eine Geschichte, oder ein Battle-Text ist, ist im Endeffekt egal. Es muß zum Schluss einfach stimmen.

 

Vielen Dank für das Interview.
Manuva: Ja, bitte schön…

 

Das Interview wurde von Flummi für Wildstylz of Rap geführt.