Walkin‘ Large – Interview von 1999

Aufgrund des aktuellen Albums von ‚Walkin´Large‘ waren Ono und Dj Ara im März 1999 auf Promo-Tour durch HipHop-Clubs. Die beiden saßen uns im Schlachthof zu Hamburg gegenüber. Die Früchte des Interviews lest ihr jetzt hier bei wildstylz.com:

Wir sitzen jetzt hier mit WalkinLarge, stellt euch am besten mal vor und erzählt, für alle die es nochnicht wissen, wie es angefangen hat mit WalkinLarge.
Dj Ara: Hallo ich bin Dj Ara von Walkin´Large, was geht´n.
Ono: (kreischt) Hallo ich bin Ono, der Rapper von Walkin´Large, was ge-eeht! Eigentlich ist die Kennenlernen-Geschichte nicht so spannend: Wir haben uns in der Schule kennengelernt, genauer gesagt auf der Treppe. Ara kam die Treppe herunter und ich ging sie hinauf zum Pausenzentrum und da haben wir uns in der Mitte der Treppe getroffen, unsere Augen sind sich begegnet … naja und dann ging ich weiter und er weiter als wir dann beide oben und unten angelangt waren drehten wir uns nochmal, fast synchron, um, haben uns nochmals angeschaut, gegrinst, genickt und sind weitergegangen (lacht) … und seitdem sind zwei Alben entstanden. Die Erste LP „Riverside Pictures“ kam 1995 heraus. Dann kam 4 Jahre nichts, das lag daran, daß wir uns von unserem damaligen Lable Groove-Attack getrennt haben, danach haben wir dann ungefähr ein Jahr lang unser Demo geshoppt, um ein anderes Lable zu finden. Anfang 1998 sind wir denn zu Downbeat/WEA gekommen.

 

Wenn man mit Leuten wie Jeru the Damaga und BlackThought von den Roots zusammenarbeitet, ist das ja schon eine ganz besondere Sache, wenn Ihr jetzt zurückblickt, kann man von solchen Leuten etwas lernen?
Ono: Die beiden sind eigentlich die besten Beispiele dafür, ob man was lernen kann und wie man was lernt. Jeru the Damaga, der kam erstens eine halbe Stunde zu spät ins Studio, und zweitens hatte er nur ungefähr 12 Lines geschrieben für einen Song für den er damals 5.000 US-Dollar bekommen hat. Und das war einfach uncool. Ich habe ihn dann noch gefragt ob wir uns die dritte Strophe noch teilen wollen, damit es nach einem Song aussieht und nicht nach einem gekauften Rapper. Daraufhin erwiederte er: ‚Also wenn ich einen Song mache und dabei jemand feature, möchte ich nicht das der mehr rappt als ich. Also ist das schon cool so! ‚ ‚Aber ich bitte dich doch darum, hauptsache der Song klingt cool… ‚. Also, von Jeru konnte man wenn überhaupt irgendwas, nur die Arroganz lernen. Und das muß ja nicht sein.
Die Roots dagengen haben vollen Einsatz gezeigt. Wir sind nach einem Konzert um halb vier Uhr morgens noch ins Studio gegangen, haben gechillt und das Stück aufgenommen. Alle waren gut drauf, und auch wie schnell die arbeiten, so professionell, ich wollte gerade sagen leicht, aber das ist ja wiederum professionell. Das schien soo leicht zu sein für die Roots, supersmooth, easy Lyrics geschrieben, geile Lyrics auch noch. Die haben dann noch dem Remix gemacht und das innerhalb von einer Nacht… Beats einprogrammiert, Black Thought und ich saßen irgendwie in einer Lounge und haben die Lyrics geschrieben, Amir der Drummer hat wie gesagt Beats einprogrammiert, dann kam Haab und hat die Bassline gemacht alles supereasy, als würden sie keinen Track machen, sondern eine Suppe kochen. Dass die Arbeit und die Leidenschaft eins werden und die Grenze da fließend ist, ist krass gewesen. Das war für mich ein Wow-Effekt gewesen: So Musik machen geht also auch… Also nicht 5 Stunden an einer Highhead verbringen damit sie bloss passt. Einfach nur die Eier baumeln lassen und einen Track machen, das bringt mehr, das verleiht dem Stück mehr Gefühl als das reine Können.

 

Ich habe gelesen, das Pete Rock & CL Smooth dafür verantworlich waren, dass der Kontakt überhaupt zustande kam. Warum habt ihr mit denen dann nichts gemacht, zumahl die von eurem ersten Album begeistert waren.
Ono: Mein Wunsch ist ja mit Q-Tip auf einem Pete Rock-Beat zu rappen. Mal schauen ob es dazu kommt, ich wünsch es mir superstark und vielleicht passierte es… Aber zur Frage, die waren damals auf ihrer Promo-Tour, hatten selber viel zu tun und es hat sich keine Gelegentheit ergeben, sich kennenzulernen. Aber wie gesagt: Who knows? Ich bin bald wieder für zwei Monate in NewYork, also, drückt mir die Daumen, drückt mir die Daumen.

 

Kommen wir mal zu eurem Album „Self“ das gerade herausgekommen ist, könnt ihr da ein bischen zu erzählen. Roe Beardie hat auch sehr viel produziert an dem Album, wie wichtig ist der denn als Bestandteil von Walkin´Large?
Dj Ara: Er ist eigentlich sehr wichtig, mann könnte sagen er ist das dritte Mitglied von Walkin´Large. Er hat größtenteils die Stücke für dieses Album produziert, Ono und ich haben co-produziert, bzw. vorproduziert in unserem „Home-Basement“.
Und wer denn noch mitmacht? Akani von Mellowbag, KC da Rookie, Brixx ist auf zwei Liedern mit dabei, Brooke ebenfalls auf zwei Liedern, dann noch Black Thought.

 

Was sagt ihr denn insgesamt zur Entwicklung der deutschen HipHop Landschaft? Zur Zeit ist ja alles ziemlich gut was abgeht, auch die ganzen Newcomer, Curse oder Dynamite deluxe.
Dj Ara: Ist sehr geil, sehr dick und es gibt immer verschiedene Rapper die ihre eigene Art haben fließend zu rappen. Bis vor zwei, drei Jahren hörte sich alles ziemlich gleich an. Aber nun entfalten sich die kleinen Knospen zu Blumen … wunderschön halt (lacht)
Ono: Was kann ich dem noch hinzufügen? Also in Hamburg, Stuttgard und Frankfurt da wimmelt es ja nur so von Rap-Stars und das hat schon was zu bedeuten. Es sind nicht nur irgendwelche MC´s , die mal das Mic ‚grab´n ‚ und jede Jam ‚boomrushen‘, nie das Mic verlassen… nee, das sind Leute die machen das Ganze mit Stil, da steckt schon mehr hinter. Und das ist sehr wichtig für die HipHop-Entwicklung, das bringt uns ein bischen weiter. Nicht jeder macht alles mit, sondern jeder bringt etwas dazu, das macht das ganze frriscchherrr.

 

Habt ihr aus den Staaten Resonanz auf euer Album bekommen?
Ono: Kennt ihr das Magazin ‚XXL‘, das ist ein amerikanisches HipHop Magazin. Die haben eine Platten-Review unseres Albums geschrieben und wir haben ‚L‘ bekommen, was ziemlich geil ist… in derselben Ausgabe hat Faith Evans übrigens auch ein ‚L‘ bekommen (lacht). Es kommen wirklich positive Resonanzen aus den Staaten. Die Leute mögen den ‚Shit‘, ich glaube auch das das über den Exoten-Bonus hinaus geht: ‚Wow, die kommen aus Deutschland, eigentlich aus Südafrika und rappen auf englisch, gar nicht mal soo schlecht‘. Nee ich glaube, die checken den Flavour. Und alle Leute die Kommentare abgeben, da kann man sich schon gut fühlen, wenn man das hört.

 

Ihr kommt demnächst auf Tour mit Freundeskreis, mit Live-Band habe ich gehört?
Ono: Die haben eine Live-Band, wir haben eine Live-Performance (hahaha). Quatsch, wir haben eine kleine Choreographie. Bei uns wird es nicht nur Musik geben, sondern auch etwas schönes für das Auge: schöne Frauen und schöne Dance-Moves (lacht). Die Tour geht durch die Schweiz, Österreich und Deutschland, fängt am 29. April 1999 an und geht bis zu 24. Mai.

 

Ja, vielen Dank für das nette Interview, viel Spass heute abend beim Auftritt und viel Erfolg.
Ono: Vielen dank, ich wünsch euch auch viel Freude beim Auftritt heute abend…

 

Das Interview wurde von Flummi für Wildstylz of Rap geführt.