Amir, der Drummer von den Roots mit seinem Afrokamm ist wohl allen bekannt. Die Roots hatten schon relativ viele Auftritte in Deutschland und besuchen gerne das Land, in dem Sie Ihre erste Ep rausgebrachten. Als Marlboro mit AZ, CampLo, Walkin´Large und eben den Roots durch Deutschland tourten, hatten wir die Gelegenheit, die Roots zu interviewen. Stellvertretend für die ganze Band standen uns Kamal und Leo Hubbard Rede und Antwort.Viel Spass dabei:
Wie und wann habt Ihr Euch kennengelernt ?
Roots: Wir sind mit Black Thought, dem Lead Vocalist und Amir, dem Drummer auf die Highschool für Performing Arts gegangen und lernten dort auch viele andere Musiker kennen. Das war dieselbe Schule auf die auch Boys II Men gegangen sind. Das Ganze hat 1987 angefangen.
Stimmt es, das eure erste EP zuerst in Europa und nicht in den USA veröffentlicht wurde?
Roots: Ja, kommt darauf an, was Ihr meint. Unsere erste LP hieß „organix“, welche wir im Eigenvertrieb promotet haben. Das war hier in Europa vor allem in Deutschland. Wir kamen rüber zu einem Jazzfestival mit Jamal Adevan und während dieses Festivals haben wir versucht unsere Produkte zu verkaufen, unter anderem gerade dieses T-Shirt, welches ich gerade trage und natürlich auch unsere LP. So fing es hier in Deutschland an.
Außerhalb der USA kennt man nicht so viele Rapper aus Philadelphia, nur euch und Bahamadia, was geht sonst noch so bei euch ab ?
Roots: Die Philadelphia Hip Hop Szene ist eigentlich eine echt große Szene, nur keiner hört hier etwas davon. Das hat den Grund, daß kaum Rapper aus Philly Plattenverträge haben. Die Gruppen, die einen Vertrag haben, sind auf Independent-Labels und können deshalb nicht expandieren und hier Ihren „Shit“ zeigen.
Eigentlich ist das wirklich eine große Sache, es gibt alte Rapper , die sich treffen und ihr Ding durchziehen und Newcomer, die noch nie etwas aufgenommen haben. Die Szene ist ziemlich groß und eigentlich ist die Sache im Aufschwung. Auf der einen Seite war die Philly-Hip-Hop Szene riesig, damals die zweitgrößte nach New York, was heutzutage die Westcoast / LA ist. Damals war Philly der derbste Shit! Es ist einiges passiert, manche sind dazugekommen, manche sind abgesprungen, wir sind sozusagen gerade in einer Wiederaufbauphase.
Ihr habt „Illadelph Halflife“ in den legendären „Sigma Sound Studios“ von Gamble und Huff, den Vätern des sogenannten Phillysound, aufgenommen, oder ?
Roots: Ja.
Heißt das, daß Ihr die Begründer des „New-Phillysounds“ seid ?
Roots: Ich glaube nicht, daß wir die Begründer eines New-Phillysounds sind. Ich glaube nicht, daß man unsere Musik als typischen Sound der Stadt bezeichnen kann. Das ist vielmehr unser eigener Sound, Roots-Sound. Es ist nun mal so, daß wir aus Philladelphia kommen. Es gibt viele verschiedene Musikstile in Philly, aber ich kenne nicht viele Gruppen die so ähnlich sind wie wir, also kann man auch nicht von einem Phillysound sprechen… Das ist halt der Roots-Sound!
Ich habe ein Zitat von Amir gelesen, indem er euch als kulturelle Schwämme (culturel sponges) bezeichnete. Was bedeutet das ?
Roots: Das bedeutet einfach, daß wir in der Welt umherreisen können um unsere Sachen zu repräsentieren. Wir saugen verschiedene Einflüsse auf. Überall wo wir hinkommen, lernen wir etwas von dem Land , den Sitten, den Gebrächen…Das spiegelt sich auch in unserer Musik wieder, Einflüsse von hier und da, von überall wo wir waren.
Euer Video zu „What they do“ ist großartig. Wie seid Ihr auf die Idee gekommen, daraus eine Art ironische Rap-Video-Anleitung zu machen ?
Roots: Das war die Idee des Regisseurs Chuck Stone. Er hatte den Einfall und wir waren gleich dabei, haben zusammengearbeitet und die Sache zum wachsen gebracht.
Der Song paßte sehr gut zu der Video-Idee. In unserem Video werden viele Klischees dargestellt, die andere wirklich ernsthaft in Ihren Viedos haben. Man sieht immer nur den gleichen Scheiß.
Wir dachten es wäre perfekt, diese Klischees von den anderen Videos zu nehmen…Das ganze ist doch originell.
Ihr habt mit vielen Künstlern gearbeitet, welche Zusammenarbeit war die angenehmste?
Roots: Das kann man so nicht beantworten, da jede Zusammenarbeit eine neue, einzigartige Erfahrung ist. Du bewegst Dich auf mehreren Ebenen, das geht von Roy Ayers über Q-Tip zu Common Sense. Das sind alles verschiedene Extreme. Mit jedem war es einzigartig und hat Spaß gemacht. Wir würden niemals mit jemandem arbeiten,mit dem wir nicht klarkommen, so etwas bringt auch nichts. Aber bisher war jede Zusammenarbeit gleich viel wert.
Wie sind eure Zukunftspläne? Was ist mit DJ Premier ?
Roots: Premier? Premier ist „a fuckin´ master in this rap-shit“. Immer wenn eine neue Primo-Platte rauskommt, sind wir gespannt darauf, wie sie geworden ist und er kommt jedesmal mit super-fetten Tracks. Ich steh´ voll auf ihn!
Was glaubt ihr, wemgehört die Zukunft des Amerikanischen Rap, euch oder Puff Daddy ?
Roots: [Gelächter] Nun ich weiß nicht genau, wie die Zukunft wird. Im Moment ist Puff „the hottest Shit“. Er bringt die Leute zum tanzen, aber man weiß nie wie lange das noch anhält. Wir bauen lieber vor für die Zukunft, wir konzentrieren uns nicht so sehr auf die aktuellen Trends. Puffy hat jetzt gerade seine Zeit. Aber hoffentlich halten WIR den Rap in Zukunft am Leben.
Amerikanische Rap Acts kommen nicht so oft nach Deutschland. Warum seid Ihr da anders ?
Roots:Das ist ganz einfach. Wir hatten unseren Start hier in Europa, daher haben wir hier viele Connections. Eine andere Sache ist, daß viele Künstler lieber zu Hause bleiben wollen. Wir dagegen, gehen raus und wollen neue Erfahrungen machen und den Leuten zeigen, was wir können. Viele Künstler tun das nicht, sollten dies aber öfter machen. Ich glaube nicht, daß die wissen, daß sie Geld damit machen können, eine neue Fan-Gemeinde bekommen und ihre Fans hier sehen können. Die wissen oft gar nicht, daß sie hier Fans haben.
Kennt ihr die Deutsch-Rap Szene ?
Roots:Ein bischen. Ich kenne „Walkin´Large“. Mit denen haben wir zusammengearbeitet, aber sonst kennen wir nicht viel.
Was haltet Ihr vom Rap auf deutsch ?
Roots:Viele Leute sehen MTV und bekommen viel über amerikanischen HipHop mit. HipHop ist eine Lebenseinstellung und eine Art das auszudrücken, was man erlebt hat. Ich finde es gut, daß die Leute hier das auch tun. Sie machen dieselbe Musik, aber in ihrer eigenen Sprache. Für mich ist es schwer zu erkennen ob jemand was drauf hat oder nicht. Ich gehe dabei nur nach dem Rythmus und dem Klang der Stimme, weil ich nichts verstehen kann.aber ich finde es sehr gut, daß jeder in seiner Sprache rappt.
Vielen Dank für das Interview !
Roots:wofür habt Ihr das Interview jetzt gemacht?
Für Wildstylz of Rap eine Hip Hop Radio Sendung im Offenen Kanal Hamburg.
Roots: Und wie lange gibt es die Sendung schon?
Seit Mai 1994.
Roots: Cool. See ya
Interview geführt von Armin und mon-t. für Wildstylz of Rap. Übersetzt von Hans und Arne.