Jungle Brothers – Interview aus dem jahre 2005

True blue brother, ´cause i´m a jungle brother…Anläßlich des Konzertes der Jungle Brothers letztens in Hamburg bzw. in Deutschland, ist auch endlich das dazugehörige Interview fertig… Africa Baby Bambata (beim Foto im Vordergrund), von den JB´s sprach mit uns über ihre Liebe zu Europa, diverse Collabo´s und über Remixe die Sie für Tapes produzieren, auf denen kein Name steht…

Könnt Ihr kurz für die, die Euch noch nicht kennen, erzählen wann und wie alles begann?
Für alle die es noch nicht wissen: Wir gründeten die JB’s vor rund zehn Jahren als echte Pioniere im Hip-Hop. Ich und Mike, wir trafen uns an der Highschool und machten zusammen einige Talentshows. Dann holten wir uns diesen Kerl namens Sammy B für die Mixes und begannen im homerecording Verfahren Tapes zu machen. Red Alert holte uns dann ins Studio und ließ uns ein paar Platten machen. Die erste hieß Jim Browski. Das war unsere erste Single, die 1987 rauskam. Deshalb sprechen wir von zehn Jahren, obwohl wir als Band schon seit ’86 fest zusammen waren. Dann im Juni 1988 kam unsere erste LP ‚Straight Out The Jungle‘ raus.

 

Was habt Ihr in den drei Jahren seit ‚J. Beez Wit the Remedy‘ gemacht. Gab es Gedanken an eine Trennung?
Wir machten die dreijährige Pause, weil wir ein wirklich gutes Album machen wollten. Außerdem mußten wir die Situation mit unserem Label ändern. Die Leute haben uns vermißt, weil wir nicht so viel auf Tour waren. Wir haben aber verschiedenen Sideprojects gemacht. Ich habe zum Beispiel bei dem Soundtrack zu dem Film ‚Jason’s Lyric‘ mitgearbeitet. Wir haben uns viel mit Produktionen beschäftigt.

 

Was unterscheidet das neue Album von den vorhergegangenen und wieso der Titel ‚Raw Deluxe‘?
Weil es das beste Album des Jahres ist. Es ist ein großartiges Album, in das wir das Beste gesteckt haben, was wir in den letzten Jahren gemacht haben. Deshalb nennen wir es Raw Deluxe.

 

Hat die Tatsache, daß Ihr mittlerweile alle Kinder habt, Einfluß auf Eure Lyrics?
Es ist sicher eine neue Situation, ein neues Lebensgefühl eine Familie und eine Karriere zu haben. Aber wir haben nie irgendwelche Sachen gemacht, die wir überdenken müßten. Unsere Musik war eigentlich schon immer etwas für die ganze Familie. Unsere Lyrics waren immer sozialkritisch, humorvoll und positive Sachen.

 

Wie kam der Kontakt zu den Roots zustande, mit denen Ihr ‚Brain‘ gemacht habt?
Unsere Wege haben sich schon öfters gekreuzt. Eigentlich schon seit deren ‚Do You Want More?‘-Album. Unsere Plattenfirma steckte uns einfach zusammen ins Studio und wir machten einen netten Song.

 

Was ist mit der Native-Tongue-Family?
Die Native Tongues sind noch zusammen. Auf dem neuen Album haben wir den Song How You Want It, We Got It mit Q-Tip und De La Soul. Immer wenn wir die Chance haben treten wir zusammen auf, in Europa oder den USA. Zuletzt haben wir das Essentials-Festival in London zusammen gemacht. Wir versuchen diese Zusammenarbeit auch in der Zukunft aufrechtzuerhalten.

 

Was ist mit Monie?
Sie arbeitet bei diesem Radiosender, das ist alles was ich weiß.

 

Und Blacksheep?
Die beiden haben Soloalben gemacht. Ich glaube Mr. Long arbeitet als Produzent.

 

Wer gehört zu den Native Tongues?
A Tribe Called Quest, De La Soul, Jungle Brothers das ist die Basis der Native Tongues.

 

Wie wichtig ist die Zulu-Nation heutzutage?
Sie ist immernoch wichtig für die Leute die damit groß wurden, aber es ist nicht so richtig an die Jugend weitergegeben worden. Jeder macht heute seine eigene Ideologie oder seinen eigenen Kreuzug. Die Nation ist nicht mehr so wichtig. Der letzte Jahrestag in den Staaten, so habe ich gehört, wurde abgeblasen, weil Guiliani sie für eine Gang hielt und nicht in der Stadt haben wollte.

 

Was hat sich seit eurer Anfangszeit verändert?
Nun, seit damals ist es viel kommerzieller geworden. Die Culture ist weg. Graffitti und Breakdance gibt es nur noch in Kalifornien. In New York sucht man immer den nächsten Trend, da regiert eher der R&B. R&B ist heute viel populärer.

 

Was denkst Du über Puff Daddy? Einige Kids setzen Hip-Hop und Puff Daddy heutzutage gleich.
Zu dem Erfolg von Puff Daddy kann ich nur gratulieren. Das Image und die Stereotypen, die er benutzt sind vielleicht negativ für die afroamerikanische Gesellschaft, aber in Bezug auf Hip-Hop weiß er, was er macht.

 

Wie würdest Du LL Cool J und KRS-One vergleichen?
LL Cool J begann als ein Fighter und heute ist er ein Lover. Er macht R&B, diese Baby I Love You Sachen. KRS-One begann als Fighter, Lehrer, Philosoph und ist immernoch der alte.

 

Du hast mit den Stereo MCs gearbeitet.
Ja, ich habe ein bißchen Production für ihr zweites Album Supernatural gemacht. Wir hingen einige Zeit zusammen rum und dann kam die Plattenfirma mit der Idee einige Remixes zu machen und ihre Version von Jungle Brother, True Blue Brother aufzunehemen. Es klang gut, so sagten wir: „Bringt es auf das Album!“ Es klingt sehr europäisch, wir dachten nicht das es in den Staaten funktioniert.

 

Ich glaube, Ihr habt auch ein Video in London gedreht.
Ja, im dokumentarstil. Es zeigt uns on the road, live usw.

 

Im Vergleich zu anderen amerikanischen Gruppen habe ich den Eindruck Ihr seit oft in Europa.
Das begann mit dem ersten Album 1988. Im September waren wir damals 30 Tage hier. Wir waren in Hamburg, Berlin, München, London, Kopenhagen, Amsterdam. Wir machten also eine lange Tour und kamen danach regelmäßig wieder, so das die Leute uns kennenlernten und wir sie. Andere Rapper gehen nicht so gerne von zu Hause weg. Sie wollen nicht reisen, nicht fliegen. Wir waren eher abenteuerlustig und wollten etwas von der Welt sehen.

 

Ihr habt ein Remix für die Fantastischen Vier gemacht.
Nein, das habe ich nicht.

 

Von ‚Mach Dich frei‘ gibt es ein Remix, der heißt Jungle Brother Remix. Ihr habt das nicht gemacht?
Ist das Mack Die fra? Oh ja, das hab‘ ich gemacht. Wie war der Name der Gruppe nochmal? Fantastic Four? Als sie es uns schickten war kein Name drauf. Wir haben das Remix gemacht, und ich mochte den Song. Wir haben sie aber nicht kennengelernt.

 

Seht Ihr Euch selbst als Vorbilder ?
Oh ja, das sind wir sicherlich. Wir sind Vorbilder für einige Leute und ich bin ein rolemodel für meine community. Leute sehen mich in der Nachbarschaft und sie wissen, ich bin ein Musiker und Entertainer. Sie sehen, wie ich mich verhalte. In meiner Nachbarschaft kennt man mich als Mensch und nicht als Künstler.

 

Gibst Du ein positives Vorbild ?
Ja, ich versuche immer ein intelligenter Ansprechpartner zu sein.

 

Was hälst Du vom Million Men March (MMM)?
Ich denke das war eine gute Sache. Es war ein wichtiges Ereignis für die Gemeinschaft. Alle arbeiteten gemeinsam, legten ihr Geld zusammen. Es war eine gute, spirituelle Sache. Die schwarze Community braucht sowas. Alle anderen Gruppen haben irgendwelche gemeinsamen Veranstaltungen oder Feste. Du spürst bei soetwas die Gemeinsamkeit. Ich mag den March, weil Du viele Menschen kennenlernst, von deren Existenz du nichts wußtest und plötzlich mit ihnen etwas gemeinsam hast. Man kann miteinander reden.

 

Was hälst Du von Farrakhan (Organisator des Million Men March und Führer der radikalen Nation Of Islam)?
Um ehrlich zu sein, weiß ich nicht alles was Farrakhan so sagt. Ich weiß er ist Moslem und ich habe etwas Islam studiert, aber seit einiger Zeit bin ich da nicht mehr so gut informiert. Den Million Men March habe ich leider auch nur übers Fernsehen mitbekommen, aber sogar da kam die Athmosphere rüber.

 

Wie hat sich das Leben verändert seit Guiliani Bürgermeister von New York ist? Das harte Durchgreifen der Polizei dort soll ja auch für Deutschland als mögliches Vorbild gelten.
Polizeibrutalität ist ein inhumaner Weg Menschen zu kontrollieren. In den letzten Jahren sprach jeder von einer hohen Kriminalitätsrate, die das Land ruiniere. Nach dem MMM haben einige junge Schwarze gelernt, daß man erst zweimal nachdenken sollte, bevor man seiner Gemeinschaft etwas antut. Das ist der bessere Weg Kriminaltät zu vermeiden.

 

Was machst Du in Deiner Freizeit, wenn Du denn welche hast?
Ich lese. Verbringe Zeit mit meinen Kindern und meiner Frau. Ich besuche meine Familie. Das ist eigentlich alles.

 

Wie sehen die Pläne für die Zukunft aus?
Im Januar beginnen wir mit der Arbeit am neuen Album. Das sollte dann im nächsten Sommer erscheinen. Wenn wir dann zurückkommen, machen wir all diese Sommerfestivals und werden wieder richtig touren. Die Leute freuen sich immer uns wiederzusehen.

 

Das Interview wurde von Flummi für Wildstylz of Rap geführt.