Michael Franti / Spearhead – Interview aus dem Jahre 1998

Anläßlich des zweiten Spearhead Albums „Chocolate Supa Highway“ befand sich Produzent,
Gründer und Frontmann Michael Franti schon zwei Wochen vor seinem Hamburg-Auftritt am 10. März in der Großen Freiheit in der Hansestadt, um Promotion für das neue Werk zu machen und Interviews zu geben.
„Ich verstehe nicht, warum einige Leute keine Lust haben Interviews zu geben. Eine Werbeseite in einer Zeitschrift zu schalten kostet viel Geld. Durch ein Interview habe ich die Möglichkeit, eine Seite so zu füllen, wie ich möchte und es kostet mich nichts.“ Soweit Franti. Und genau von diesem Vorhaben machte der 27jährige ehemalige College-Basketballer ausgiebig Gebrauch. Hier nun das Interview:

Michael, zuerst warst du bei den Beatnigs, dann Mitglied der Disposable Heroes of Hip Hoprisy. Vor einiger Zeit hast du Spearhead gegründet. Wie kam das?
Hauptsächlich, weil mich meine Musik gelangweilt hat. Wenn ich immer noch die Musik der Beatnigs oder der Disposables machen würde, wäre ich vermutlich taub, denn wir haben damals zu Heavy-Metal-Beats gebangt. Aber es ist auch wegen der Kreativität. Kreativität ist wichtig in der Welt. Wenn Leute den ganzen Tag am Schreibtisch sitzen und Briefmarken stempeln werden sie verrückt. Aber wenn sie die Chance haben, einen Song zu schreiben, eine Mahlzeit zu kochen oder ein Bild zu zeichnen, gibt ihnen ihre Kreativität eine Möglichkeit, besser durchs Leben zu kommen. Für mich ist das so: Ich kann mich nicht motivieren, wenn ich vor einem leeren Papier sitze und mir jemand sagt: ‚Na los, schreib ein Lied!‘ Aber ich kann mir eine Umgebung schaffen, in der die Kreativität automatisch zu mir kommt. Und das kann ich erreichen, indem ich die Musik verändere. Wenn ich also den Sound der Musik ändere, läßt mich das an neue Dinge denken, die ich für einen Text verwenden kann. Wenn ich den Beat höre, kommen mir neue Gedanken, ich brauche nichts zu erzwingen.

 

Spearhead hat nicht den normalen Rap-Sound. Ihr verwendet Live-Instrumente, Streicher, Bläser, viel Soulgesang. Wie würdest du euren Musikstil beschreiben?
Ich habe immer mit Musikern gearbeitet und ich mag es, auf der Bühne live spielen zu können. Du kannst jederzeit Songs verändern, du kannst einfach sehr spontan sein. Spearhead soll dafür sorgen, daß Leute mit dem Kopf nicken. Ich möchte, daß die Musik soulful ist. Denn ihr sollt die Platte jederzeit hören wollen. Das ist genauso wie mit Platten von Curtis Mayfield, Bob Marley und Marvin Gaye. Ich höre diese Platten immer noch, seit ich sechs Jahre alt bin. Und so soll auch unsere Musik sein. Du sollst dazu grooven und die Musik genießen können. Die erste Platte war jazziger, die neue basiert mehr auf Hip Hop Beats, Soul, Funk und Reggae. Ich weiß nicht, wie unsere nächste Platte aussehen wird. Ich habe gerade mit Dancehall-Artists zusammengearbeitet, habe einen Roots-Reggae Track aufgenommen. Dann habe ich einen Track für eine Punk-Rock-Band produziert. Ich mache die verschiedensten Sachen. Wenn ich das Gefühl habe, etwas tun zu müssen, dann tue ich es.

 

Wie sieht das Konzept von „Chocolate Supa Highway“ aus? Was verbirgt sich hinter dem Albumtitel?
Der Titel kommt von dem Informationshighway. Jeder redet vom World Wide Web, aber weniger als 1% der Weltbevölkerung besitzt einen Computer. Warum nennt man es weltweit? Das ist genauso wie mit der World Series im Baseball. Dahinter steckt auch nur Amerika und zwei Städte in Kanada. Es ist so: Noch nicht einmal Afrika gehört zum Netz. Und alle sagen: ‚Es ist weltweit!‘ Ich habe viel darüber nachgedacht, mich daran erinnert, was Chuck D gesagt hat: ‚Hip Hop ist das CNN für die schwarze Bevölkerung!‘ Das Komische ist: Als Hip Hop startete, behauptete jemand, der aus Tokio kam, er wäre aus Brooklyn. Das war überall so, in Frankreich, in England. Aber heutzutage ist Hip Hop gewachsen. Ich kenne Gruppen wie Toni L, Cora E oder die Fantastischen Vier. Sie repräsentieren den Ort, aus dem sie kommen, in ihrer Sprache. Und das ist für mich wie das Internet. Jeder kann die Dinge, die er macht, ins Internet setzen und sie in die ganze Welt schicken. Ich empfinde das als sehr machtvoll.

 

Ihr habt eure eigene Internet-Seite?
Ja, aber ich weiß nicht genau wo (?). Dieser Sache schenke ich nicht sehr viel Aufmerksamkeit. Ich beschäftige mich hauptsächlich im Studio mit Computern, um Stücke zu produzieren und sie zu mixen. Außerdem benutze ich sie für E-Mail. Ihr könnt uns E-Mail schicken an: MFSPEAR1@aol.com, das ist wirklich cool. Ich kann mit Menschen auf der ganzen Welt kommunizieren und muß mein Telefon dafür nicht strapazieren.

 

Auf dem neuen Album sind kurze Zwischenstücke: ‚Africa Online‘ und ‚Zulu Interlude‘. Ist der Afrozentrismus wichtig für dich?
Für mich ist der Panafrikanismus wichtig. Er bedeutet, daß wir verstehen müssen, daß alle afrikanischen Menschen auf der Erde, alle Nachfahren Afrikas, die wir alle sind, miteinander verbunden sind. Afrozentrismus schenke ich nicht viel Bedeutung. Denn er sagt, daß Afrika der ideale Ort ist. Wir sind alle Könige und so weiter. Die Geschichte der Schwarzen wird immer wieder aufgebrüht. Ich wühle nicht in schwarzer Vergangenheit herum, denn was auch immer in Afrika passiert ist, es ist Geschichte, eine vergangene Periode. Und wenn wir behaupten, daß es schwarze Geschichte ist, dann qualifizieren es die Leute ab. Der Grund dafür, daß es Geschichte ist, ist der, daß es Wahrheit ist. Ich möchte, daß alle Menschen verstehen: Was in Afrika passiert ist, ist Wahrheit. Und deswegen ist es wichtig, was mit Haile Selassie oder den Zulus passiert ist. Nicht, weil es schwarze Geschichte ist.

 

Was ist dein Eindruck von Minister Louis Farrakhan und seiner Art, Politik zu betreiben?
Ich sage immer zu denen, die mich nach Farrakhan befragen: ‚Hey, bevor ihr Farrakhan schlecht macht, schaut euch Leute wie Pat Buchanan, George Bush oder Bill Clinton an. Das sind für mich die wahren Rassisten:‘ Okay, Farrakhan sagt oft aufrührerische Dinge, die die Leute provozieren sollen. Aber die Nation of Islam tut einiges für die Menschen in unserer Nachbarschaft. Sie betreiben eine Bäckerei, geben ungefähr 50 bis 60 Leuten eine Arbeit. Sie haben Projekte, in denen sie Leute von Drogen abbringen wollen, in denen sie Kinder nach der Schule unterrichten; sie geben den Kindern vor der Schule ein Frühstück. Sie bemühen sich und leisten viel, um die community zu stärken. Ich betrachte Farrakhan, wie ich mir Dennis Rodman anschaue. Wenn ich meinen Sohn zu einem perfekten Rebounder machen will, sage ich zu ihm: ‚Schau dir Dennis Rodman an – aber laß Dich nicht tätowieren, wenn du neun Jahre alt bist. Du mußt dir alles an ihm genau ansehen und für dich entscheiden, was du an ihm magst und was nicht.‘

 

Michael, du warst vor kurzem auf einer Accapella-Tour, auf einer Poetry-Tour. Wie wichtig sind dir die Lyrics? Wie siehst du das Verhältnis zwischen Musik und Texten?
Für mich sind Musik und Texte untrennbar. Sie gehören zusammen. Du mußt in deinen Texten die Musik beachten, Rücksicht darauf nehmen. Manchmal treten Gegensätze auf. Das ist wie im Kino. Du siehst den Typen lächeln, dann hörst du die unheimliche Musik. Der Kerl ist ein Gangster, obwohl er lacht. Genauso ist das in der Musik. Du hörst sehr ernsthafte Texte, aber die Musik geht einfach ab und läßt dich tanzen und aufspringen. Es ist in gewisser Weise ironisch. Wenn du ohne Musik rappst, hast du nicht die Emotionen, die durch die Musik freigesetzt werden. Du hast immer einen Basisbeat. Aber es ist entscheidend, wie du auf diesen Beat rappst. (rappt erst langweilig, dann mit Betonung und Ausdruck eine Textpassage) Durch die Art, wie dein Flow ist, veränderst du die Reaktion der Hörer. Du entscheidest, ob sie den Kopf bewegen oder nicht. Und genau das versuche ich zu erreichen, auch wenn ich ohne Musik rappe.

 

Welche Themen sind auf dem neuen Album zu hören?
Viele Songs auf der Platte drehen sich um Marihuana und die Polizei – aus bestimmten Gründen. Die beiden Themen sind zur Zeit in Kalifornien sehr wichtig. Es wurde gerade ein Gesetz verabschiedet, das medizinisch Marihuana legalisiert. Und natürlich haben wir immer noch den ständig andauernden Ärger mit den Bullen. Aber ich versuche, über alle Lebensbereiche zu schreiben. Sei es, daß ich in ‚U can´t sing R song‘ darüber rappe, wie sehr ich meine Freundin liebe oder in ‚Tha Payroll‘ über Polizistenmord Oder einfach über das Basketballspielen in ‚Why o´why‘. Ich versuche, alles zu erzählen, es gleichzeitig aber in einen Zusammenhang zu bringen, aus dem jeder etwas filtern, Folgerungen ziehen kann.

 

Siehst du dich selbst als Vorbild für die Jugend?
Na ja, es ist halt, wie ich sagte. Einige Dinge an Dennis Rodman gefallen dir, andere wiederum nicht. Für mich ist jeder, der eine Position besitzt, in der Leute auf ihn schauen, ein Vorbild. Wenn du Chef in einer Firma oder Lehrer an einer Schule bist, ein Athlet, ein Entertainer, Bürgermeister oder Politiker, ein Elternteil. Alle diese Menschen sind Vorbilder. Wir denken immer, daß wir einem Vorbild nacheifern müssen. Aber für mich erfüllen Vorbilder auch den Zweck, daß wir sagen: ‚Hey, das ist es, was du nicht tun sollst, denn es ist Schwachsinn.‘
Bei uns Schwarzen ist es unglücklicherweise immer so, daß die Medien gerne Athleten und Entertainer zeigen wollen. Sie zeigen nicht die normalen Leute, die ihrer alltäglichen Arbeit nachgehen und Gutes leisten. Es werden nur Athleten und Entertainer gezeigt – und Schwarze in Gefängnissen, das war´s.

 

Du kommst aus San Francisco. Was passiert bei euch? Ich kenne DJ´s wie Peanutbutter Wolf, Q-Bert und Mixmaster Mike. Hast du Kontakt zu ihnen?
Ja, mit den ganzen Soulsidern. Die Dr. Octagon Sachen sind rausgekommen. Kool Keith hängt jetzt hier rum. DJ Shadow hat eine Menge Einfluß. The whole Bay-Area-Scene is vibin´. Sie ist sehr mulitikulturell. Da sind asiatische Leute, Weiße, Schwarze, Latinos, alle in dergleichen Szene, Männer und Frauen gleichermaßen. Und die DJ´s sind nicht die einzigen, die die Musik verbreiten. Es gibt viele Bands, es gibt Jazzbands, die in den Clubs live spielen. Rapper kommen dann auf die Bühne und rappen mit ihnen. Außerdem gibt es viele unabhängige Schallplattenfirmen, Labels, die Untergrundsachen veröffentlichen. Und im Gegensatz dazu haben wir die ‚Millionsellers‘: E -40, Too Short, die großen Superstars, die Leute auf der ganzen Welt kennen. Aber mich beeinflussen sie mit ihrer Musik nicht, sie machen nur den Pop-Kram, der sich gut verkauft und behaupten dann, sie wären hardcore. Ich mein, hardcore ist, wenn du bei Mc Donalds arbeitest und versuchst, deine Platten bei Untergrund Radio-Stationen spielen zu lassen.

 

Du hast die Frage wahrscheinlich schon tausendmal gehört. Aber was denkst du über das East Coast – West Coast Dissing?
Wie schon gesagt: Ich bin Panafrikanist, deswegen sehe ich niemanden als East Coast oder West Coast. Wenn du von East Coast oder West Coast sprichst, denke ich an Ghana und Kenia. Ich finde es traurig, daß das immer wieder mit den Schwarzen passiert. Die Kolonialmächte wollten schon immer, daß wir uns untereinander gegenseitig bekämpfen. Sie wollen nicht, daß wir miteinander auskommen. Sie wollen nicht, daß wir uns freundschaftlich gegenüberstehen, daß wir kreativ sind. Sie erfinden eine Teilung. Dieses ganze East Coast- West Coast- Gerede wird von den Medien hochsterilisiert, der Konflikt existiert überhaupt nicht. Ich meine, ich gehe nach New York, andere Brüder gehen nach New York und alles ist friedlich. Du bist einfach nur ein anderer Bruder. Dasselbe ist es, wenn die Leute nach L.A. oder San Francisco kommen. Ich habe herausgefunden, daß 99.5 % aller Menschen auf der Welt wirklich coole Leute sind. Du mußt ihnen nur eine Chance geben, dich kennenzulernen und zu verstehen. Der kleine Rest an Idioten schafft es immer wieder, alles durcheinander zu bringen und uns gegenseitig auszuspielen. Darin sind sie wirkliche Experten.

 

Ich habe drei MC´s und eine Rapgruppe herausgestellt. Könntest du zu jedem einen kurzen Kommentar von dir geben? Der erste ist 2 Pac:
Ich bin wirklich traurig, daß der Bruder tot ist, denn er war stark, er hatte viel Feuer und Herz.
Er ist schon mit 25 gestorben. Schau die all die Dinge an, die Malcolm X zwischen seinem 25. Lebensjahr und seinem Tod vollbracht hat. Und 2 Pac befand sich gerade auf diesem Pfad. Jeder Mensch macht eine Entwicklung durch. Ich verstehe nicht, wie Leute sagen können: ‚Er war ein Gangster. Er verdient den Tod!‘ Aber niemand verdient den Tod mit 25 Jahren! Außerdem behaupten viele Leute immer noch, daß 2 Pac am Leben sei. Ich sah seine Mutter, nachdem er gestorben war. Und ich sah die Jungs von Digital Underground, die ich nun seit zehn Jahren kenne. Ich empfinde es als respektlos gegenüber 2 Pac´s Familie, wenn man behauptet, 2 Pac lebe noch. Ich meine: Du mußt mit deinem Tod ganz alleine fertig werden und viele Leute sagen, daß sie damit nicht umgehen können, eines Tages sterben zu müssen, deswegen behaupten sie, 2 Pac sei am Leben. Er kann und wird in unseren Herzen, in unserem Geist weiterleben, aber sein Körper ist gestorben und die Leute sollten dies akzeptieren.

 

Der nächste ist Notorious B.I.G.:
Er hat für mich den coolsten Flow zur Zeit. Wie er mit den Wörtern umgeht, ist unglaublich. (rappt eine Passage aus Biggies Texten) Er benutzt Phrasen, bei denen einem nichts auffällt, wenn man sie niedergeschrieben sieht. Die Leute sagen dann immer: ‚Wow, guck dir diesen Rhythmus an.‘ Das war schon in der High School so. Ich sagte: ‚ He, macht mal´n Punkt! Shakespeare hat keinen Rhythmus.‘ Im Vergleich zu den Rappern, die Rhythmus auf ein ganz neues Niveau bringen. Und Biggie ist einer der Meister.
Ich schere mich nicht um seine Angeberei, seinen Konsum, seine Prahlerei. Denn ich glaube nicht, daß dies die Antwort auf Freiheit oder Glück bedeutet. Ich glaube nicht, daß Reichtum Menschen hilft, glücklicher zu sein und freier zu leben. Aber wenn ich seine Musik einfach nur genieße, gehört er zu meinen Favoriten.

 

KRS One:
KRS ist einer der Originalen. Er ist einer der Gründer, seit mehr als zehn Jahren ist er dabei. Er hat viele Hochs und Tiefs in seiner Karriere erlebt. Aber er behält sich immer seine Kreativität. Und wie schon gesagt: Das ist für mich wirklich das Wichtigste. Wenn ich einen Wunsch für das Jahr 2000 hätte, würde ich mir wünschen, daß jeder Mensch jeden Tag die Möglichkeit haben sollte, etwas Kreatives zu tun. Einen Song zu schreiben, eine Geschichte zu erzählen oder was auch immer. Und in diesem Punkt inspiriert mich Chris. Er findet immer wieder in sich einen Punkt, aus dem er Kreativität schöpft. Er ist stark, bringt wichtige Themen immer auf den Punkt, ohne den Spaß an der Musik zu verlieren.

 

The Roots:
Das ist die abgefahrenste Band. Ich wünschte, meine Band wäre wie die Roots, Aber ich muß ihnen meinen Respekt zollen. Wir hatten einige Auftritte mit ihnen. Der Drummer ist einfach wahnsinnig. Er ist der fetteste Drummer, den es momentan gibt. Es ist aufregend für mich, der ich mit den Beatnigs groß geworden bin, zu sehen, wie eine Hip Hop Gruppe mit einer Band groß rauskommt und das Publikum begeistert. Das versuchen wir mit unserer Band auch zu erreichen. Wir wollen die Band so vielseitig wie einen DJ gestalten. Der DJ kann eine Platte auflegen und wenn das Publikum diese nicht mag, legt er einfach eine andere Platte auf. Und das versuchen sowohl die Roots als auch wir mit unseren Bands zu erreichen. Wir haben viele Tourneen mit ihnen gemacht und wir verstehen uns gut, das sind wirklich coole Jungs.

 

Kennst Du die deutsche Rap Szene?
Ja, ein bißchen.

 

Was hältst Du von ihr?
Ich kann die Sprache nicht verstehen, deswegen höre ich mehr auf den Flow. Einige deutsche Rapper, die ich gehört habe, haben wirklich einen guten Flow. Aber viele von ihnen klingen steif. Trotzdem schätze ich es, daß sie sich in ihrer Sprache ausdrücken und nicht versuchen, jemanden darzustellen, der sie nicht sind. ‚Keep it real‘ heißt für mich nicht, zu sagen: ‚ I`m the baddest motherfucker on earth ‚. Für mich heißt ‚Keep it real‘, einfach so zu sein, wie man wirklich ist. Wenn du aus Tokio bist, sei der „Tokio-Joe“, sei wie du bist ! Das ist es, was ich am Rap in ganz Europa zu würdigen weiß. Die Leute haben ihre Identitätskrise überwunden. Zuerst wollte keiner zugeben, daß er aus Italien kommt. Er wollte aus Brooklyn sein. Aber jetzt sagen sie sich: ‚Was soll`s. Ich bin nun mal aus Italien, und es ist cool. Daher komme ich und ich kann damit umgehen‘. Das finde ich gut.

 

Was sind deine nächsten Projekte?
Ich habe einen Track mit Shinehead aufgenommen, ich arbeite mit: Invisible Man zusammen, der auch auf der neuen Platte ist. Dann mache ich mit Trinna Simmons, die ebenfalls auf dem Album singt, eine R&B Platte. Ich habe eine Dancehall Gruppe namens „Scorpion in backshot“. Es passiert einiges in meinem Studio. Ich versuche Leuten zu helfen, die gerade anfangen. Diese Woche kam die neue Platte von „Zap Mama“ heraus. Das ist eine afrikanisch singende Gruppe, die aus Belgien kommt. Ich habe zwei Tracks für sie produziert. Weiterhin arbeite ich an vielen Soundtracks, ich habe also einiges zu tun. Aber das meiste wird wohl erst Ende des Jahres herauskommen.

 

Das Interview wurde von Mc Flummi und Monti geführt. Bei Wildstylz of Rap gesendet und in der Backspin abgedruckt.